Liebe Patienten,
Hier finden Sie detailierte Fragen und Antworten zu den Themengebieten des Wundmanagements.
Frage: Weshalb wird Wundmanagement so hervorgehoben?
Antwort: Weil beim Diabetes mellitus häufig Wunden entstehen, die schlecht heilen. Die werden häufig zu chronischen Wunden, die über mehrere Wochen keine Heilungstendenz zeigen, aufgrund des hohen Zuckerspiegels und evtl. mangelhafter Schuhversorgung mit ungünstigen Druckverhältnissen. Wichtig wird dann die Kombination von idealer Wundauflage, Druckentlastung durch orthopädisch angefertigte Spezialschuhe, regelmäßige Wundversorgung mit Entfernen von übermäßiger Hornhaut im Druckbereich und die optimale Einstellung des Zuckerspiegels. Letztendlich sind diese Faktoren wichtig bei der Versorgung der chronischen Wunden.
Frage: Was ist an der modernen Wundversorgung anders als früher?
Antwort: Bevor man moderne Wundauflagen auf chronischen Wunden einsetzte, war die üblichen Versorgung so, das trockener Verbandmull mit diversen Wundantiseptika auf die Wunde gebracht wurden. Nach dem Aufsaugen des Wundsekretes verklebten diese mit der Wunde. Erstens haben die Wundantiseptika die äußerst sensible Zellneubildung behindert, zweitens hat man zusammen mit dem angetrockneten Verbandmaterial die gerade neu gebildeten Zellverbände entfernt. Heute weiß man, das nur die Wundruhe über mehrere Tage die Wundheilung fördert. Die Verbände können bis zu 7 Tage auf der Wunde verbleiben und es kann sich darunter ein Milieu bilden, wie man es z.B. in einer Brandblase findet. Sie ist nach außen hin gegen Umwelteinflüsse geschützt und abgedichtet. Die ungestörte Wärme sorgt dafür, das die neuen Zellen ungehindert wachsen können. Das Wundsekret selbst enthält Nährstoffe, Hormone und Enzyme, die die neugebildeten Zellen zum wachsen brauchen.
Beispiel: Versorgung der Wunde mit modernem Wundverband. Dieser soll mehrere Tage auf der Wunde verbleiben, da er die nötige Temperatur hält, um die empfindlichen neugebildeten Zellen schützt und sie durch das feuchte Milieu (ähnlich einem Gewächshaus) mit Nährstoffen aus dem Wundsekret versorgt. Das sind z.B. Enzyme und Wachstumsfaktoren, Glukose und Hormone, die bei Trockenversorgung gleich mit aus der Wunde aufgesaugt werden würden.
Frage: Warum wird Diabetes mellitus in Verbindung mit medizinischer Fußpflege gebracht?
Antwort: Der Umstand, das durch langanhaltende hohe Zuckerwerte Nerven geschädigt werden, die an den körperfernen Stellen zuerst ihre Auswirkungen zeigen. Dies kann die fehlende Schweißproduktion mit entsprechend sehr trockener Haut sein mit daraus entstehenden Rissen in den Fersen (autonome Neuropathie), aber auch Fußfehlstellungen durch veränderte muskuläre Zugwirkungen (motorische Neuropathie) mit daraus resultierenden Schäden, sowie offene Wunden, die aufgrund des hohen Zuckerspiegels und Fehlbelastungen nicht heilen können. Und zuletzt die fehlende Schmerzwahrnehmung durch Schädigung der sensiblen Nerven (sensorische Neuropathie), bei der Patienten mit Diabetes nicht merken, ob z.B. ein Schuh drückt. Das Beispiel zeigt eine autonome Neuropathie (fehlende Schweißproduktion mit trockener Haut).
Frage: Sind das alle Erkrankungen, die im Rahmen des Diabetes mellitus entstehen?
Antwort: Nein. Das sind zunächst die sichtbaren Auswirkungen, die im Zusammenhang mit Diabetes mellitus auftreten und die ein Podologe in der Regel zuerst sieht, wenn ein Patient zur Fußpflege kommt. Vielleicht hat er selbst noch gar nichts bemerkt, weil er vielleicht noch nicht einmal weiß, das er Diabetes mell. hat. Es kommt also häufig zu Zufallsbefunden, die auf einen Diabetes mellitus hinweisen könnten und es dann wichtig ist, die Patienten sofort zum Facharzt zu schicken. Weiterführende Diagnosen sind dann diesen vorbehalten, die die gründliche Untersuchung vornehmen.
Ein weiteres Beispiel sind Schwielen auf dieser sehr trockenen Haut. Diese sind so hart, das sie auf das darunter liegende Gewebe einen starken Druck ausüben. Es kommt zu Einblutungen und Entzündungen bilden sich. So etwas merken Patienten mit Diabetes und Neuropathie manchmal gar nicht mehr, deshalb ist es umso wichtiger, die regelmäßige Fußinspektion selbst oder regelmäßige Hautpflege beim Podologen durchzuführen und danach zuhause einzuhalten. Das, was dann ein Mensch mit Diabetes nicht mehr selbst machen kann, könnte zumindest vom Podologen erkannt und kann weiter betreut werden.
Beispiel: Patient mit Diabetes und chronischer Wunde, die aufgrund der Fehlstellung nach Amputation einer Zehe, hohem Übergewicht und hohem Zuckerspiegel schlecht heilt und jede Woche behandelt werden muß, da der Hornhautwall das Zuheilen der Wunde hindert. Nach Entfernen des Hornhautwalls kann man zeitgleich mit der Entlastung dieser Stelle eine kontinuierliche Heilung feststellen.
Beispiel: Zustand nach Abtragen der Hornplatte und Hornhautwall
Frage: Wie kann man feststellen, ob jemand eine z.B. sensorische Neuropathie hat?
Antwort: Es gibt standartisierte, einfach durchführbare Testmethoden:
1.Stimmgabeltest, der das Vibrationsempfinden überprüft.
2. Monofilament, das einen Aufschluß über Druckempfinden gibt und
3. TipTherm, bei dem Temperaturunterschiede nachgewiesen werden.
Geprüft wird auch die Durchblutung der Füße indem die Pulse ertastet werden. Auch die Hauttemperatur und die -farbe können eine Aussage über die Durchblutung geben.
Beispiel: Verwendung einer Vaselinegetränkten Gaze auf der Wunde am Unterschenkel, um das Verkleben mit Verbandmaterial zu vermeiden.
Frage: Was heißt Polyneuropathie?
Antwort: Das Vorhandensein mehrere Neuropathien (Nervenstörungen). Also sensorisch und autonom, oder sensorisch und motorisch oder alle zusammen.